Weingut Wilchingen . 2024

Ein Holzbau als Schaffhauser Haus für Gysel 175 Weingut in Wilchingen.

Nutzung: Weinkellerei
Auftrag: direkt // alle Phasen
Kubatur SIA 416: 1830 m3
Nutzfläche: 440 m2
Zeitraum: 2022 – 2024
www.gysel175.ch

Im Rahmen der Betriebsübergabe an die dritte Generation erhält das Gysel 175 Weingut einen neuen Fokus auf den Rebbau und damit ein umfangreiches Re-Branding. Um künftig in Eigenregie keltern zu können, wird die in die Jahre gekommene «Getreide-Scheune» durch eine zeitgemässe Kelterei ersetzt.

Durch die Auslagerung der Produktion in den Neubau wird eine Gliederung der Wertschöpfungskette in nachvollziehbare Bereiche und dennoch ein städtebaulicher Dialog zum bestehenden Weingut geschaffen. Der architektonische Ausdruck der ehemaligen Scheune wird im Volumen wie auch der vertikalen Holzschalung der Fassade aufgegriffen und zeitgemäss wiedergegeben.

Die angestrebte Zertifizierung des Neubaus als «Schaffhauser Haus» fokussiert Nachhaltigkeit und Regionalität als gesamtheitliche Werte des Weinguts. Die baulichen Gesamtinvestitionen werden zu 60% in Wilchingen und insgesamt zu 94% im Kanton Schaffhausen getätigt.

Das für den Bau der Kellerei verwendete Holz stammt ebenfalls aus einem Umkreis von unter 5 Kilometern – einschliesslich der Waldwirtschaft, Holzernte und anschliessender Verarbeitung. Somit kann nicht nur die regionale Wirtschaft und traditionelle Handwerkskunst gestärkt sowie der Nachwuchs lokal gefördert, sondern auch der CO2 Verbrauch konsequent minimiert werden.

Die nördliche und von dem bestehenden Hauptgebäude präsente Giebelfassade der Kellerei dient vor allem der Repräsentation des Betriebes. Die in der Holzschalung verdeckten Öffnungen verschwinden in der Fassade und geben dem Gebäude sein flächiges Erscheinungsbild.

Der nördliche Bereich des Erdgeschosses wird als Kellerei genutzt und umfasst Büro sowie eine Nasszelle, während im südlichen Teil die Maschinenhalle ihren Platz findet. Das gesamte Obergeschoss dient als Lagerfläche.

Ein Betonsockel schafft den Übergang zwischen Platz und Holzkonstruktion. Das Primärtragwerk in Form der Balkenlage überspannt die kurzen Gebäudeseiten. Die Wahrnehmung der Tragstruktur und den einzelnen Holzelementen ist klar ablesbar und das Raster prägt den architektonischen Ausdruck der Kellerei im Innen- und Aussenraum.

Dimension, Dachneigung und das ausladende Vordach greifen die Parameter der alten Scheune auf und werden besonders in der Schnittfigur des Neubaus sichtbar. Durch die sorgfältige Materialwahl und das Zusammenspiel von Holz, Sichtbeton und metallischen Oberflächen erhält der Baukörper einen zeitgemässen und harmonischen Gesamtausdruck im Kontext des Wilchinger Dorfkerns.

Photos: Vladimir Vlajnic